Auch Luther
mochte Apfelbäumchen
und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge…
Drei habe ich selbst schon gepflanzt.
Im Herbst kann ich jetzt immer
Äpfel ernten und mein Apfelmus
wird auch geschätzt.
Einmal habe ich mich sogar
selbst gemalt –
auf großer Leinwand und in Öl –
wie ich ziemlich verzweifelt
so ein Apfelbäumchen pflanze.
Und heute? Wenn ich die Welt
so betrachte, wäre wohl ein weiteres
hoffnungsvolles Pflänzchen
gar nicht so verkehrt.
Von’n Zollverein
In so einer Zechensiedlung bin ich
groß geworden, wir wohnten
dicht an dicht, unsere Väter
malochten alle untertage und
ich war natürlich auch
„mein Papa sein kleiner Kumpel“.
Später nach der Schule
haben einige meiner Spielkameraden
sogar Karriere gemacht, im Büro,
inne Sparkasse oder sogar aufe‘ Post –
haben da als Beamte Briefmarken verkauft.
Saubere Arbeit – die waren fein raus.
Und einige hätten sogar
richtig Kohle gemacht –
und das übertage.
Das war doch wirklich was…
Ich dagegen bin – trotz Studium –
da nie richtig groß geworden, denn
Dichter gehören in sonner Siedlung
nicht dazu. Brotlose Künstler,
die sind doch selber schuld.
Flood the Zone
Das waren noch Zeiten,
als ein Blaise Pascal meinte,
die Erfindungen der Menschen schritten
langsam und stetig voran –
also von Jahrhundert zu Jahrhundert.
Heute springen dir die Innovationen
fast täglich ins Gesicht.
Nur die Tugend und die Bosheit,
meinte er,
die blieben im Allgemeinen dieselbe.
Mag ja sein –
aber leider lernt auch die Bosheit
heute ständig hinzu
und ermuntert nicht nur Populisten:
„Flood the zone with shit“ –
und das auf allen Kanälen.
Das Herz
hat seine eigenen Gründe
meinte schon Blaise Pascal,
Gründe, die die Vernunft nicht kennt.
Ein schöner Satz,
vor allem für Menschen, die ihre Träume
endlich verwirklichen wollen,
die etwa Künstler, Clown oder Einsiedler
werden möchten, oder die hier und jetzt
und sofort die einzig eine heiraten wollen.
Aber manchmal erschrickst du auch
über den Hass und die Häme,
die da plötzlich aus den Abgründen
eines Herzens hervorquellen können.
Schade.
Es wäre so schön gewesen,
wenn man allein mit Vernunft und Wissenschaft
alle Probleme dieser Welt
lösen könnte.
Der Dichter leidet für Millionen
(Andrzej Bursa)
das gilt sicherlich auch
für tausende anderer Künstler.
Aber ja, „is’n Sch…spiel“,
diese Not in den täglichen Nachrichten,
die Toten, das Elend,
der Hass, der Hunger, die Hartherzigkeit,
die Rechthaberei und Dummheit.
Was für eine tägliche Last
allein schon vom Zuschauen.
Aber wenigstens weiß ich jetzt,
warum ich manchmal
so niedergeschlagen bin.
Aber das soll nicht
umsonst gewesen sein.
Und bei dir so?
Fußball und Politik lasse ich mir
ja noch gefallen. Aber
müssen wir jetzt andauernd
über Krankheiten reden?
Früher war das doch mal anders!
Was haben wir diskutiert:
Wir, die wir die Welt verbessern wollten,
frei und unbeschwert,
unsere Eltern haben das so nicht gekonnt,
Dann Ersatzdienst oder Bundeswehr,
wir haben uns das nicht leicht gemacht.
Erinnert ihr euch noch
an die ersten Einladungen – die heiraten!
Das war doch was!
und irgendwann kamen auch Karten –
Mensch, der Alfons, wird schon wieder Papa.
Und ganz früher war natürlich Schule dran,
die blöden Hausaufgaben, und
muss dieser nervige Typ endlos
auf diesem Erlkönig herumreiten?
So spricht doch keine Sau,
und mal ehrlich – Chemie und Wahnsinn
liegen doch ganz dicht beieinander.
Oder jetzt: Thema Enkelkinder:
Der Kleine von Thomas, der
kann wirklich nur schöner werden.
Oder?
Namibia soll auch ganz traumhaft sein
und San Francisco erst recht.
Und guckt mal auf dem Foto:
Brigitte war schon immer
korpulent, ja und jetzt Rücken und Knie!
Was? Du auch?
Hey Leute, Fußball ist doch auch
ganz interessant.
Aphorismen
Wenn du den Finger in die Wunde legst, vergiss die Salbe nicht.
Das ganze Unglück der Menschen rühre allein daher,
meint der Philosoph Blaise Pascal,
dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.
Ich habe damit keine Probleme:
Ich habe ja mein Handy immer dabei.
Auch das Chaos hat seine Ordnung,
sprach der geniale Mathematiker.
Nur seine Frau war anderer Meinung.
Unsere Erde ist wieder eine Scheibe.
Wir stoßen leider täglich an neue Grenzen.
Wirksam werden
Mein Gebet ist nicht,
dass der liebe Gott das
schon richten möge,
das Problem mit dem Klimawandel.
Da müssen wir schon selber ran.
Sondern ich bete darum,
dass die vielen Initiativen
gemeinsam wirksam werden,
endlich ineinandergreifen,
sich gegenseitig verstärken,
und dass die Bedenkenträger
beginnen, statt immer nur nach-
nun endlich auch
vorzudenken.
Von oben und von unten
Das war schon toll,
einmal von einem Sportwagen
mitgenommen zu werden und
nicht von einem Lkw.
Aus dem man zwar von oben
erhaben herabblicken kann – aber
so ein tiefliegender Spider eröffnet
doch eine ganz andere Sicht –
vor allem beim Überholen.
Ich war mit dem Daumen unterwegs
irgendwo auf dem motor-way
hinauf zum Lake-Distrikt.
Wir kamen sofort ins Gespräch.
Mein Fahrer war vor allem
technisch interessiert, und bald
fragte er mich nach meinem
Studium an der TH in Aachen.
Er hätte damals, in seiner Jugend,
eine Spitfire geflogen.
Mit drei anderen Maschinen
hätten sie den Bomber eskortiert,
der damals auf dem Möhnesee
die Kugelbombe abgeworfen hat.
Diese ist dann wie ein flacher Stein
über die Wasseroberfläche gehüpft,
vor die Staumauer geprallt,
abgesackt und bei einer genau
berechneten Wassertiefe explodiert.
Technisch eine Meisterleistung.
Jedoch –
sind damals Tausende ertrunken,
ertrunken unter den tosenden, die
Brücken, Fabriken und Häuser
zermalmenden Wassermassen
entlang von Möhne und Ruhr.
Tja,
eigentlich ein ganz sympathischer Typ.
An einer Raststätte trennten sich
schließlich unsere Wege.